Was ist der Leitzins?

Wenn im Alltag die Rede von Geld, Wirtschaft und Anlagen ist, dann dreht sich das Gespräch meistens auch um Zinsen.

Das Bundesfinanzministerium definiert Zinsen als den "Preis für das Leihen von Geld".1 Das jeweilige Finanzinstitut orientiert sich dabei am Leitzins. Doch was ist ein Leitzins?

Der Begriff beschreibt Zinssätze, die von den verschiedenen Zentralbanken weltweit festgelegt werden und zu denen sich Geschäftsbanken bei den Zentralbanken sowohl Geld leihen als es auch anlegen können.

Das wiederum hat Auswirkungen auf die Sparzinsen sowie auf die Kredit- und Bauzinsen von Verbraucher:innen. In Deutschland bestimmt die Europäische Zentralbank (EZB) die Festlegung der Leitzinsen.1

Dieser Artikel erklärt das Wichtigste rund um den Leitzins.

Leitzinsen im historischen Kontext

Der Leitzins Deutschlands wirkt sich nicht nur auf den Geldmarkt aus, sondern auf alle Wirtschaftsbereiche. Durch ihn wird auch indirekt die sich im Umlauf befindende Geldmenge gesteuert. Die Zentralbank kann mit dem Erhöhen oder Senken der Leitzinsen dabei helfen, eine Inflation oder eine Deflation zu bekämpfen.2

In der Vergangenheit Deutschlands gab es immer wieder Krisen, die den Wert des Geldes erschüttert haben und teilweise zu hohen Inflationsraten führten, wie zum Beispiel:4

  • Hyperinflation3 1914-23 im und nach dem Ersten Weltkrieg
  • Verdeckte Inflation 1936-48 im und nach dem Zweiten Weltkrieg
  • Weltweite Inflation Anfang der 70er bis Mitte der 80er-Jahre
  • Inflation nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990

Aufgrund der militärischen und gesundheitlichen Ereignisse der letzten Jahre zeigte sich im Jahr 2022 eine stark steigende Inflation. Weltweit haben Zentralbanken daraufhin den Leitzins mehrere Male erhöht.5

Wie funktioniert der Leitzins in Deutschland?

Die Höhe des Leitzinses hat Auswirkungen auf die Spar-, Bau- und Kreditzinsen der Nutzer:innen in Deutschland. Niedrigere Zinsen führen dazu, dass mehr Menschen und Unternehmen bereit sind, einen Kredit aufzunehmen und das Geld zu investieren – zum Beispiel in eine Immobilie, aber auch in den Konsum.2

Das heißt, bei niedrigen Zinsen wird in der Regel mehr Geld ausgegeben. Dadurch steigt die Inflation. Bei zu hoher Inflation steuern die Zentralbanken gegen und heben die Zinsen an. In dieser Zeit wird mehr gespart und weniger Geld ausgegeben. Das soll die Inflation senken.

Zentralbanken wie die deutsche Bundesbank nutzen diesen Mechanismus, um durch stabile Preise die Wirtschaft im Gleichgewicht zu halten.2 Eine Begrenzung des Preisanstiegs in der Euro-Währungszone auf nur circa 2% pro Jahr soll für ein stabiles Preisniveau sorgen.4

Auswirkungen der Leitzinsen auf Verbraucher:innen

Was passiert, wenn der Leitzins steigt? Eine Zinserhöhung ist schon kurze Zeit später für Verbraucher:innen zu spüren. Zum Beispiel bei Menschen, die einen Kredit aufnehmen wollen, um eine Immobilie zu kaufen. Aber auch bei solchen, die einen laufenden Kredit abbezahlen – die Zinsen steigen nämlich (zeitlich verzögert) auch auf schon bestehende Kredite.5

Auf der anderen Seite können Sparer:innen künftig wieder Geld verdienen, wenn sie Geld auf Tages- oder Festgeldkonten anlegen.

Bedeutung der Leitzinsen für die Wirtschaft

Und was bedeutet die Leitzinserhöhung für die Wirtschaft? Durch die gestiegenen Zinsen werden die Kredite teurer. Unternehmen könnten ihre Investitionsvorhaben streichen und das Wirtschaftswachstum kann stagnieren. Verbraucher:innen sparen wieder mehr und kaufen weniger ein. Die sinkende Nachfrage führt zu weniger stark steigenden Preisen.

Was passiert also, wenn der Leitzins steigt? Die Preise können sich wieder stabilisieren. In der Regel dauert das allerdings ein paar Monate.5

Was passiert, wenn die EZB die Zinsen erhöht?

Die Europäische Zentralbank versucht, durch die Erhöhung des Leitzinses indirekt Einfluss auf die Preise zu nehmen. In der Theorie soll ein höherer Leitzins dazu führen, dass die Nachfrage sinkt. Dadurch sollen auch die Preise sinken und die hohe Inflation im Zaum gehalten werden.1

Denn: Wenn die Nachfrage höher als das Angebot ist, steigen die Preise, wie die hohen Energie- und Lebensmittelpreise in den letzten Jahren gezeigt haben. Da die Inflation stark über 2% stieg, hat die EZB mit Leitzinserhöhungen reagiert, um die Preisstabilität in der Euro-Währungszone zu sichern.

Fazit: Der Leitzins beeinflusst die Höhe der Zinsen, die Verbraucher:innen und Investor:innen in Deutschland auf ihre Kredite zahlen müssen. Ebenso hat er Auswirkungen darauf, wie viel Zinsen Anleger:innen auf das Geld ihrer Sparkonten bekommen. Vor finanziellen Entscheidungen, wie beispielsweise der Erstellung eines Termingeldkontos oder dem Kauf einer Immobilie, kann anhand des Leitzinses die aktuell beste Option gefunden werden.

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